Urologische Auswirkungen wie starker Harndrang, unkontrollierter Harnverlust, Blasenentleerungsstörungen und Infektionen gehören zu den häufigsten Symptomen der Multiplen Sklerose. Diese Umstände beeinträchtigen den Alltag und die Lebensqualität der Betroffenen. Darüber hinaus leiden MS-Patienten häufig an sogenannten 'Pseudo-Schüben' in Verbindung mit Infektionen des Harntrakts. Das damit verbundene Fieber führt zu einer zeitweiligen Verschlechterung der Nervenimpulsübertragung. Es können ähnliche Symptome wie bei einem echten Schub auftreten, so dass eine stationäre Behandlung notwendig ist.
Als Betroffener sollten Sie wissen, dass Beeinträchtigungen des unteren Harntrakts häufig vorkommen und dass nach geeigneten Untersuchungen eine Behandlung erforderlich ist. Sie werden feststellen, dass Ihre Lebensqualität ganz entscheidend verbessert wird, wenn es gelingt, Inkontinenz und andere Fehlfunktionen des Harntrakts weitestgehend zu vermeiden.
Da für MS eine ständige Veränderung des Befindens typisch ist, ist es wichtig, die Situation im Rahmen der urologischen Untersuchungen und Kontrollen regelmäßig neu zu beurteilen. Blasenstörungen sind bei 50-100% der diagnostizierten MS-Fälle zu verzeichnen. Häufiger und starker Harndrang ist das vorwiegende Symptom, das bei 30 - 90% der Patienten auftritt. Inkontinenz kommt bei 30 - 70% der Betroffenen vor, Abflussstörungen mit oder ohne Restharn bei 2 - 50%.
Indikationen für eine Blasenkatheterisierung bei MS sind: Periphere Blasenlähmung, motorisch überaktive Blase mit oder ohne ausgeprägter Detrusor-Sphinkter-Dyssynergie oder eine Kombination dieser Diagnosen. Damit kommt diese Behandlung bei jeder Form einer unvollständigen Blasenentleerung in Frage. Es gibt verschiedene Alternativen für die Katheterisierung der Blase. Intermittierende Katheterisierung ist heute die bevorzugte Methode.
Unter intermittierender Katheterisierung versteht man die regelmäßige Entleerung der Blase mit einem Katheter, der unmittelbar nach der Benutzung wieder entfernt wird. Diese sichere Methode zur restharnfreien Blasenentleerung wird seit den späten siebziger Jahren praktiziert. Heute ist sie weltweit bekannt und es liegt eine umfangreiche Dokumentation vor.
Wie häufig eine Katheterisierung vorgenommen werden muss, hängt von der Urinmenge ab, die pro Entleerung nicht mehr als 400 ml sein sollte. Studien haben einen deutlichen Zusammenhang zwischen langen Intervallen zwischen den Katheterisierungen und dem Auftreten von Bakteriurie bewiesen. Bei einer vollständigen Blasenfunktionsstörung wird die Katheterisierung in der Regel 4 - 6 Mal am Tag durchgeführt.
Die Therapie der intermittierenden Katheterisierung trägt damit dazu bei, die Blasenfunktion und damit die Lebensqualität zu verbessern, denn:
- Das Risiko von Nierenschäden und einer Schädigung der oberen Harnwege durch hohen Druck in der Blase wird reduziert.
- Das Risiko des Bakterienwachstums im Restharn wird reduziert.
- Eine vollständige Blasenentleerung wird erreicht, wodurch sich das Risiko einer Dranginkontinenz und unwillkürlichen Harnabflusses durch eine überaktive Blase verringert. Auch die Intervalle zwischen den Entleerungen werden erhöht.
- Eine zu volle Blase, die unwillkürlichen Harnabfluss auslösen könnte, wird vermieden.
- Das Risiko von Harnwegsinfektionen und unkontrolliertem Harnabfluss wird minimiert, so dass die Betroffenen ein normaleres Leben führen können, ohne sich um peinlichen Uringeruch oder nasse Kleidung sorgen zu müssen.
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