Highlights vom ACCT Let’s Talk Science Webinar

Gepostet von Mareike Lemme, 28.04.2021 10:02:48

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Am 22. April fand das erste einer dreiteiligen Reihe von ACCT-Webinaren statt, mit dem Ziel, die Kontinenzversorgung aus einer ganzheitlichen Perspektive voranzutreiben. Mit den Beiträgen der Professoren Annelie Brauner, Vikram Khullar und Niall Galloway, allesamt renommierter Dozenten und Spezialisten, befasste sich dieses erste Webinar mit dem wissenschaftlichen Fokus auf das Blasen- und Darmmanagement. Hier teilen wir einige Highlights aus dem Webinar, die Sie bei Bedarf auch über den untenstehenden Link ansehen können. Wenn Ihnen "Let's Talk Science" gefallen hat, sollten Sie die nächsten Webinare "Let's Talk Society" am 20. Mai und "Let's Talk Self" am 17. Juni nicht verpassen!

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Annelie Brauner sprach zunächst darüber, dass die größten Risiken für die ordnungsgemäße Behandlung von Infektionen resistente Bakterien sind. Ihr Vorkommen erhöht sich und ihre Resistenz steigt. Die Frage ist, wie sollen wir Infektionen behandeln - und werden wir in Zukunft überhaupt noch Infektionen behandeln können?

ESBL steht für Extended Spectrum Beta-Lactamase, ein Enzym, das in einigen Bakterienstämmen vorkommt. ESBL-produzierende Bakterien können von vielen der Antibiotika, die üblicherweise zur Behandlung von Infektionen eingesetzt werden, nicht abgetötet werden. Wir finden sie oft im Urin, wo sie eine Harnwegsinfektion (HWI) verursachen. Bei mehr als 40% der mit ESBL infizierten Patienten dauert es mehr als ein Jahr, um die Infektion loszuwerden. Oft bekommen diese Patienten die falschen Antibiotika und müssen daher länger im Krankenhaus bleiben. Man kann mit Sicherheit sagen, dass mit ESBL-Bakterien eine erhebliche klinische und wirtschaftliche Belastung verbunden ist.

Am Ende ihres Vortrags wies Annelie darauf hin, dass die Antibiotikaresistenz eine alarmierende Bedrohung darstellt und wir den übermäßigen Einsatz von Antibiotika minimieren und alternative Behandlungsstrategien finden müssen.
Annelie Brauner beendete ihren Vortrag mit der Reflexion über die Antworten der Teilnehmer auf die Frage, ob es möglich ist, Harnwegsinfekte durch Prophylaxe zu reduzieren oder zu vermeiden.

Vikram Khullar setzte die Sitzung fort und lieferte Einblicke in das Mikrobiom des Urins, die in uns lebenden Bakterien, Viren und Pilze. Es wird derzeit angenommen, dass diese Beziehung komplexer ist und wir Menschen die Bakterien ebenso verändern, wie die Bakterien uns verändern.

Er beschrieb, dass die Inzidenz von Bakteriurie bei Frauen mit LUTS zwischen 29-39% liegt, was bedeutet, dass diese Frauen einen geringen Bakteriengehalt im Urin haben, aber keine Harnwegsinfektion haben. Unser Immunsystem ist auf das Epithel angewiesen, um Bakterien vom Körper fernzuhalten. Solange das Epithel seine Integrität behält, kann die Infektion nicht eindringen.

Studien haben gezeigt, dass es einen Unterschied im Bakterienmuster bei Patienten mit Symptomen der unteren Harnwege (LUTS) und bei Patienten ohne Symptome gibt, sie zeigen erhöhte Werte von z. B. Acinetobacter und E-Coli bei Patienten mit LUTS.

Analysen des Urin-Mikrobioms wurden bei Katheteranwendern durchgeführt - und 100% der Urinproben zeigten das Vorhandensein von Bakterien. Vikram wies darauf hin, dass es wichtig ist, zu verstehen, dass es gute und schlechte Bakterien gibt. Nicht alle Laktobazillen sind gut. Es gibt Hinweise darauf, dass sich das Mikrobiom bei Patienten mit überaktiver Blase (OAB) signifikant von Patienten mit Kontrolle ihrer Blase unterscheidet. Auch Biopsien von der Blasenwand von Patienten mit OAB zeigten mehrere abnormale Organismen, die in der Urinkultur nicht gefunden wurden, was darauf hinweist, dass Patienten mit OAB und wiederkehrenden HWIs Bakterien beherbergen. Vikram Khullar kommentierte dann die Ansicht der Teilnehmer darüber, was normalerweise eine Harnwegsinfektion verursacht.

Die Verbindung zwischen Harnwegsinfektion und Darm kann auf den embryologischen Ursprung von Blase und Darm zurückgehen, der möglicherweise eine größere Bedeutung hat als bisher angenommen. Dies wurde von Niall Galloway angesprochen, der die Rolle des Wirts bei HWIs diskutierte. Es ist üblich, dass eine Harnwegsinfektion eines von vielen Problemen für den Patienten ist, und es gibt einige anatomische Faktoren und körperliche Anzeichen, die mit einer Harnwegsinfektion verbunden sind - wie Strikturen, unvollständige Entleerung, Veränderungen der Hormone und neurologische Erkrankungen. Es gibt aber auch einen Vererbungsaspekt aufgrund des embryologischen Ursprungs, der zu Variationen des Beckenbodens führen kann. Diese anatomischen Variationen des Beckenbodens können die Funktion von Darm und Blase beeinträchtigen. Darm und Blase haben eine gemeinsame Innervation und ihre Funktionen sind sowohl in Bezug auf Gesundheit als auch auf Krankheit eng miteinander verbunden. Zum Beispiel kann Verstopfung die gleichen Anzeichen wie eine Harnwegsinfektion haben, wie z. B. häufiges Entleeren, Entleerungsschwierigkeiten und Becken-Druck/Schmerzen.

Es hat einen Paradigmenwechsel in der Sichtweise von Harnwegsinfektionen gegeben - vom „Körper als Schlachtfeld“, was bedeutet, dass der alte Weg darin bestand, eine Urinkultur durchzuführen und mit Antibiotika zu behandeln, wobei der Schwerpunkt auf der Abtötung der Bakterien liegt - zu „Mensch als Lebensraum“, was bedeutet der Urin ist nicht steril und anstatt Bakterien abzutöten, liegt der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung des Gleichgewichts. Schließlich diskutierte Niall Galloway mit dem Publikum, warum es einen Zusammenhang zwischen Darm und Harnwegsinfektionen gibt.

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Themen: Advancing Continence Care Together (ACCT), Wellspect