Krankheitsbedingte Belastung im ersten Jahr nach der Diagnose einer Blasenfunktionsstörung bei Menschen mit Rückenmarkverletzungen oder Multipler Sklerose - eine dänische Registerstudie

Gepostet von Wellspect HealthCare, 04.10.2022 13:28:53

Finden sie mich auf:

Menschen, die mit einer Rückenmarkverletzung (SCI) oder Multipler Sklerose (MS) leben, haben häufig Blasen- und Darmfunktionsstörungen. Blasen- und Darmfunktionsstörungen haben erhebliche negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten, da sie soziale und körperliche Aktivitäten einschränken. Diese Probleme werden mit zunehmender Behinderung oft schwerwiegender und verursachen darüber hinaus erhebliche Kosten für die Gesellschaft.

AID0056956-CID56956

Ziel dieser Studie war es, die Belastung durch die Erkrankung SCI und MS im ersten Jahr nach der Diagnose einer Blasenfunktionsstörung zu schätzen. Die Daten wurden aus Registern extrahiert, die alle dänischen Bürger erfassen. 2.132 Personen mit SCI und 1.887 Personen mit MS, bei denen eine Blasenfunktionsstörung diagnostiziert wurde, wurden in die Kohorte aufgenommen und mit gesunden Kontrollpersonen verglichen. Die Studiengruppen wurden ein Jahr lang beobachtet, um die damit verbundenen Kosten zu analysieren.

Kosten für chronische Krankheiten

Die Tatsache, dass SCI und MS für das Gesundheitssystem kostspielige Erkrankungen sind, ist allgemein bekannt. Die Gesundheitskosten für MS sind schätzungsweise dreimal so hoch wie die der Allgemeinbevölkerung. Es ist jedoch wichtig, den Verlust der Einkünfte aus Erwerbstätigkeit mit einzubeziehen, wenn die gesamte wirtschaftliche Belastung durch solche behindernden Erkrankungen geschätzt wird. Buchter et al. ist die erste Studie, die die gesamte Inanspruchnahme des Gesundheitswesens und die gesellschaftlichen Kosten in einem realen Umfeld im ersten Jahr nach der Diagnose einer Blasenfunktionsstörung bei Menschen mit SCI oder MS analysiert. Die Daten zeigten, dass die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens und die gesellschaftlichen Kosten pro Patientenjahr bei SCI-Patienten im Vergleich zu Kontrollpersonen zehnmal und bei der MS-Gruppe im Vergleich zu den entsprechenden Kontrollpersonen sechsmal höher waren. Die Zahl der Krankenhaustage war in der SCI-Gruppe um das 28-Fache und in der MS-Gruppe um das 10-Fache höher als in der entsprechenden Kontrollgruppe. Neben den damit verbundenen Gesundheitskosten waren auch die Einkünfte aus Erwerbstätigkeit der SCI- und MS-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 2-3-Fache geringer.

Inanspruchnahme des Gesundheitswesen und Kosten bei Blasen- und Darmkomplikationen

Buchter et al. konzentrierten sich auch auf die Gesundheitskosten im Zusammenhang mit Blasen- und Darmkomplikationen bei Menschen mit SCI und MS. Die Gruppe der Harnwegsinfektionen war die Hauptursache für einen Krankenhausaufenthalt und für die längste Verweildauer im Krankenhaus sowie der Faktor, der die höchsten Kosten verursachte. Dies galt sowohl für die SCI- als auch für die MS-Gruppe im Vergleich zu den jeweiligen Kontrollgruppen. Die jährlichen Kosten für Krankenhausaufenthalte aufgrund von Blasen- und Darmkomplikationen beliefen sich allein bei SCI-Patienten auf 1.471 Euro pro Patientenjahr und bei MS-Patienten auf 824 Euro, wie die aktuellen Daten zeigen. Da MS und SCI häufig bei Personen im erwerbsfähigen Alter diagnostiziert werden, sind sowohl das Beschäftigungsniveau als auch die Höhe des Einkommens den Berechnungen zufolge um etwa 50 % niedriger als in der Allgemeinbevölkerung. Die Autoren zeigten, dass Personen sowohl aus der SCI- als auch aus der MS-Gruppe mit größerer Wahrscheinlichkeit ganz oder teilweise aus dem Erwerbsleben ausscheiden, vorzeitig in Rente gehen und Erwerbsunfähigkeitsrente und Krankengeld beziehen. Der Verlust an Arbeitseinkommen wurde offenbar nicht vollständig durch den Anstieg der Einkommenstransferzahlungen kompensiert, was darauf hindeutet, dass die Erkrankungen das persönliche Einkommensniveau stark beeinträchtigen.

AID0056911-CID56911

Auswirkungen der Harninkontinenz auf die Lebensqualität

Unter Blasenfunktionsstörungen (oder Harninkontinenz) versteht man das Austreten von Urin, das für Menschen mit SCI oder MS schwer zu kontrollieren ist. Sie ist oft ein isolierender und peinlicher Zustand und kann zu belastenden Komplikationen führen. Die aktuellen Ergebnisse stützen diese Ansicht, da sie zeigen, dass eine Blasenfunktionsstörung mit zahlreichen, schwerwiegenden und kostspieligen Komplikationen einhergeht - entweder direkt oder indirekt durch die Verwendung von Kathetern. Harnwegsinfektionen waren mit langen, häufigen und kostspieligen Krankenhauseinweisungen verbunden. Bei SCI- und MS-Patienten wurden bis zu 15-mal häufiger Antibiotika aufgrund von Harnwegsinfektionen verabreicht als bei den entsprechenden Kontrollpersonen. Harnwegsinfektionen können zu Nierenerkrankungen und Sepsis führen, die beide typischerweise einen Krankenhausaufenthalt erfordern.

Darmfunktionsstörungen bei SCI- und MS-Patienten

In der aktuellen Studie wurde eine erhöhte Häufigkeit von neurogenen Darmfunktionsstörungen mit Symptomen von Stuhlinkontinenz oder Verstopfung festgestellt, die bei SCI- und MS-Patienten im Vergleich zu den Kontrollpersonen die Zahl der Krankenhaustage und den Medikamentenverbrauch erheblich erhöhten. Die Schwere der Darmkomplikationen wurde durch einen dramatischen Anstieg der Medikamentenkosten für Verstopfung unterstrichen, der bei SCI-Personen im Vergleich zu den Kontrollen um das 59-Fache und in der MS-Gruppe im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung um das 78-Fache anstieg.

AID0056914-CID56914

Wiedererlangung der Kontrolle über Blase und Darm nach einer Rückenmarkverletzung und MS-Diagnose

Buchter et al. heben hervor, wie wichtig es ist, das Beste zu tun, um schwere Komplikationen zu vermeiden, die zu Krankenhausaufenthalten und Belastungen sowohl für den Einzelnen als auch für das Gesundheitswesen führen:

"Eine verstärkte Prävention von Blasen- und Darmkomplikationen in einem frühen Stadium nach der Diagnose einer Blasenfunktionsstörung erscheint wünschenswert, da die Betroffenen relativ jung sind und die Möglichkeit haben, einige gesunde Jahre zu gewinnen. Dies erfordert eine optimale Lösung zur Blasenentleerung, wie z. B. den intermittierenden Katheterismus (IK)".

Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz des IK kosteneffektiv ist, da langfristig weniger kostspielige Komplikationen auftreten. Darüber hinaus ist ein optimales Management neurogener Darmfunktionsstörungen unerlässlich. Es hat sich gezeigt, dass die selbst durchgeführte transanale Irrigation, als eine konservative Darmtherapie, die Symptome neurogener Darmfunktionsstörungen bei geringeren Gesamtkosten für die Gesellschaft reduziert.

Erfahren Sie mehr über die transanale Irrigation

Erfahren Sie mehr über den intermittiernden Katheterismus

Themen: MS, Rückenmarkverletzung