Studien zum intermittierenden Katheterismus (IK) mit großen Stichproben sind selten und diese Studie gehört zu den ersten, die einen 3-jährigen Beobachtungszeitraum einschließlich der Zeit vor und nach Beginn des IK untersucht hat. Sie liefert praxisnahe Evidenz zur IK-Therapie, die verwendet werden kann, um Empfehlungen zur Verbesserung der Versorgung abzuleiten.
Etwa 90 % der deutschen Bevölkerung sind in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert, daher sind diese Datenquellen für die Versorgungsrealität in Deutschland sehr repräsentativ. Es ist ein in der Versorgungsforschung etabliertes und international anerkanntes Verfahren, und diese Studie gibt richtungsweisende Einblicke in die wirtschaftliche Belastung im Gesundheitswesen.
Diese anschauliche Studie wurde mit der Forschungsdatenbank InGef aus dem Schadendatensystem der gesetzlichen Krankenkassen durchgeführt. Eingeschlossen wurden Personen, die zwischen 2013 und 2015 IK durchführten. Die häufigsten Ik-Indikationen waren urologische Erkrankungen, Rückenmarkverletzungen, Multiple Sklerose und Spina Bifida.
Harnwegsinfektionen (HWI) waren die häufigste Komplikation und traten bei 61 % bereits im Jahr vor Beginn der IK auf. Betrachtet man die Follow-up-Daten, sank die Zahl 2 Jahre nach Beginn der IK tatsächlich auf 50%. Interessanterweise wurden bei den Daten zu Krankenhausaufenthalten und Verweildauer in Krankenhäusern sowie zur Verschreibung von Antibiotika die höchsten Zahlen gezeigt, bevor die Personen mit der IK begannen. Dies galt auch für Komorbiditäten, Komplikationen und den Ressourcenverbrauch im Gesundheitswesen. Follow-up-Daten zeigten eine Abnahme dieser Parameter vom ersten bis zum zweiten Jahr nach Beginn der IK-Therapie.
Somit zeigen die aktuellen Daten, dass IK-Anwender bereits vor der ersten IK Harnwegsinfekte (HWI) und eine hohe Inanspruchnahme des Gesundheitswesens sowie eine potenziell hohe Krankheitslast erlebten. In Bezug auf Harnwegsinfektionen wurde gezeigt, dass sie im Laufe der Zeit abnahmen, was darauf hindeutet, dass die Verwendung von IK einen positiven Einfluss auf die Verringerung von Infektionen und Krankheitslast hat. Um die Kosten im Gesundheitswesen zu senken und bessere Ergebnisse zu erzielen, sollten IK-Anwender weiterhin Zugang zu Produkten und Therapien haben, die ihren einzigartigen Anforderungen an das Blasenmanagement am besten entsprechen. Die Erkenntnisse aus den aktuellen Registerdaten zeigten zudem, dass die Gesundheitskosten nach einem Spitzenwert im ersten Jahr der Katheterisierung im zweiten Jahr der Nachsorge wieder zurückgingen.