Informationen über die Mikrobiota im Urin können die Diagnose, Prävention und Behandlung von Harnwegserkrankungen verändern. Diese Übersicht unterstreicht die Rolle von Mikrobiota im Urin bei der Entwicklung mehrerer Funktionsstörungen der unteren Harnwege (LUT=Lower Urinary Tract).
Die traditionelle Sichtweise auf die Urinsterilität wurde durch die Entdeckung des Harnmikrobioms, eine Mischung aus Bakterien und Mikroorganismen im Harntrakt, wie sie seit langer Zeit aus dem Darm bekannt ist, in Frage gestellt. Diese einzigartige Beziehung zwischen Mikroben und Menschen ist noch nicht vollständig aufgeklärt, hat aber in der klinischen Forschung im letzten Jahrzehnt viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit fortschrittlicheren Technologien zum Nachweis von Bakterien wissen wir mit Sicherheit, dass der Urin nicht steril ist, und es gibt Hinweise darauf, dass das Harnmikrobiom bei mehreren Erkrankungen des Harnsystems eine wichtige Rolle spielen könnte.
Forscher zweifeln daran, dass ausschließlich Darmbakterien Harnwegsinfektionen bedingen. Sie vermuten, dass ein Ungleichgewicht in der Bakterienpopulation, das auch die Mikrobiota im Urin (Dysbiose) umfasst, verantwortlich sein könnte, insbesondere beim Auftreten von Harnwegsinfektionen oder bei einigen Harnwegs- oder Prostataerkrankungen.
Derzeit durchgeführte Studien zur Mikrobiota im Urin könnten zu neuen Methoden zur Vorbeugung oder Behandlung von Harnproblemen führen.