Was ist eine neurogene Blase?

Gepostet von Mareike Lemme, 11.01.2018 10:00:00

Finden sie mich auf:

Die Meisten von uns halten die gesunde Funktion der Blase für selbstverständlich, aber eine Beeinträchtigung der Blasenfunktion, kann im Alltag eine große Belastung sein. In diesem Beitrag werden wir uns die Symptome und verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten für die Behandlung der Neurogenen Blase ansehen.

wellspect-was-ist-eine-neurogene-blase.jpg

Was ist eine neurogene Blase?

Störungen des Nervensystems, die die normale Funktion der Blase beeinträchtigen, werden als „neurogene Blase“ bezeichnet. Es gibt mehrere Ursachen für eine neurogene Blase: Rückenmarkverletzungen, Multiple Sklerose (MS), ein Schlaganfall, Spina bifida, Parkinson oder chirurgische Eingriffe in der Unterbauchregion, um nur einige zu nennen. Bei all diesen Erkrankungen tritt eine Schädigung des Nervensystems auf, die auch die Funktion der Blase beeinträchtigen kann. Es kommt zu Fehlfunktionen bei der Urinspeicherung oder der Blasenentleerung.

Schlaffe Blase (auch als Niedrigdruckblase bezeichnet)

Bei einer schlaffen Blase zieht sich die Blase entweder gar nicht oder nur sehr schwach zusammen. Dadurch wird zwar Urin in der Blase gespeichert, aber zu selten entleert. Dies kann zu einer Überlaufinkontinenz führen, bei der der Urin bei übervoller Blase einfach unkontrolliert abläuft. Zudem bilden sich deutliche Mengen an Restharn, die Harnwegsinfekte (HWI) begünstigen. Eine häufige Therapie dieser Blasenentleerungsstörung ist der intermittierende Selbstkatheterismus (ISK).

Die Verwendung von Einmalkathetern bedeutet, dass Sie Ihre Blase zu verschiedenen Tageszeiten entleeren können – genauso wie beim natürlichen Urinieren. Auf diese Weise können Sie einen normalen Tagesablauf einhalten und das ist wichtiger, als man vielleicht denkt. Der Vorgang ist diskret, schmerzfrei und erfordert keine weiteren Hilfsmittel – ein Einmalkatheter passt in jede Tasche. Er ermöglicht dem Anwender seiner Arbeit nachzugehen, zu reisen und ein aktives Leben zu führen ohne dabei ständig an den nächsten Toilettengang zu denken. Lesen Sie hier die Erfahrungsberichte anderer ISK-Anwender.

Die Spastische Blase (auch als Reflexblase, Hochdruckblase oder Blasenhyperreflexie bezeichnet)

Jemand mit einer spastischen Blase leidet an einem unkontrollierten Zusammenziehen der Blase sowie unkontrolliertem Harnverlust. Dies nennt man "Dranginkontinenz" oder "Überaktive Blase". Da die Kontraktion des Blasenmuskels und des Schließmuskels, bei vielen von einer spastischen Blase Betroffenen unkoordiniert auftreten, kann dies zu unwillkürlichem Urinverlust führen. Andere Symptome sind ein ständiges Gefühl die Blase entleeren zu müssen, obwohl Sie kürzlich uriniert haben, Schmerzen im Unterleib und der unwillkürliche Abgang großer Urinmengen oder regelmäßiges Tröpfeln.

Eine Behandlung dieser Blasenentleerungsstörung ist wichtig, um den Betroffenen die emotionale Belastung zu nehmen, ihnen wieder Vertrauen in ihre Körperfunktion zu geben und ihnen ein aktives Leben zu ermöglichen ohne sich ständig um ihre Blase Gedanken machen zu müssen.

Behandlung der neurogenen Blase

Es gibt verschiedene Behandlungsansätze um eine neurogene Blase zu behandeln. Abhängig vom Alter, Gesundheitszustand und dem Krankheitsverlauf sowie der Ursache des Nervenschadens und der Art und Ausprägung der Symptome. Auch die Verträglichkeit von Medikamenten und die Akzeptanz der unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten und Therapien spielen eine Rolle.

Schlaffe Blase Überaktive Blase

Medikamente

Drugs

Lebensgewohnheiten

  • Geplante Entleerung nach Uhrzeit
  • Doppelte Miktion

  • Miktionsprotokoll

  • Ernährungsumstellung

Lebensgewohnheiten

  • Geplante Entleerung nach Uhrzeit

  • Verzögerung der Miktion

  • Beckenbodentraining

  • Miktionsprotokoll

  • Ernährungsumstellung

Katheterisierung

  • Selbstkatheterisierung

  • Dauerkatheter

Neuromodulation

  • Sakrale Neuromudulation

  • Perkutane tibiale Nervenstimulation (PTNS)

Chirurgie

  • Künstlicher Spinkther (Schließmuskel)

  • Künstlicher Blasenausgang

  • Blasenaugmentation

  • Sphinkterresektion/Sphinkterotomie

Quelle: Urology Care Foundation, The Official Foundation of the American Urological Association  http://www.urologyhealth.org

Eine relativ neue Behandlungsmethode stellt die Injektion von Botox in die Blasenwand dar, um die Nervenaktivität zu hemmen, die die Kontraktion der Blase auslöst. Diese Art der Behandlung wurde bereits in mehreren wissenschaftlichen Artikeln erwähnt:

“Clinical trials investigating BoNT‑A for the treatment of interstitial cystitis/bladder pain syndrome have shown promising therapeutic effects in reducing bladder pain, repeat injections provide therapeutic effects of a longer duration”
(Jiang, Y.-H. et al. Nat. Rev. Urol. 12, 519–533 (2015); published online 11 August 2015; corrected online 18 August 2015; doi:10.1038/nrurol.2015.193)

Studien (siehe oben), die an Patienten mit einer Rückenmarkverletzung oder einem Defekt im Bereich des unteren Harntraktes durchgeführt wurden, belegen größtenteils, dass es sich um eine sichere Therapie handelt, obwohl es durch die Bildung von Restharn in der Blase zu Harnwegsinfektionen gekommen ist. Dem kann aber durch eine regelmäßige Katheterisierung des Restharns entgegengewirkt werden. Lassen Sie sich unbedingt von einem Urologen beraten, ob diese Therapie für Sie geeignet ist.

Erfahren Sie mehr über den intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK)

 

Themen: neurogene Blase, Therapie