Wenn Sie jemandem im Rollstuhl sehen, bemerken Sie das Offensichtliche - diese Person kann nicht laufen. Aber das ist nicht die einzige Einschränkung - und nicht die Bedeutendste für Menschen mit einer Rückenmarkverletzung. Häufig werden Blasen- und Darmprobleme als größere Hindernisse eingestuft als die Einschränkung nicht laufen zu können. Erfahren Sie mehr darüber, wie eine Rückenmarkverletzung die Blase beeinflussen kann.
Das Rückenmark
Das Rückenmark ist ungefähr so dick wie ein Finger und sehr empfindlich. Es liegt in einem mit Flüssigkeit gefüllten Kanal in Ihrem Rückgrat. Das Rückenmark sendet und empfängt Signale von Ihrem gesamten Körper. Dank dieser Signale können wir Arme, Beine und andere Muskeln in unserem Körper bewegen. Diese Signale steuern auch die Fähigkeit des Körpers, Blase und Darm zu entleeren.
Rückenmarkverletzungen
Je höher im Rückenmark eine Verletzung auftritt, desto mehr Muskeln sind betroffen. Bei einer Paraplegie ist das Rückenmark so beschädigt, dass die Beine betroffen sind. Bei einer Tetraplegie sind sowohl Arme als auch Beine betroffen.
Eine komplette Querschnittlähmung bedeutet, dass die Nerven an einer bestimmten Stelle im Rückenmark komplett durchtrennt wurden. Signale können über den Punkt der Verletzung hinaus nicht mehr übertragen werden, und Signale nicht zum Gehirn zurückgeleitet werden. Dadurch ist jedes Gefühl und die Motorik unterhalb dieser Stelle nicht mehr vorhanden.
Sofern die Schädigung nicht vollständig ist, können vereinzelt Muskeln kontrolliert werden, und/oder Restsensibilität bleibt vorhanden. Wenn Sie eine motorische Kontrolle in Händen und Armen haben, können Sie höchstwahrscheinlich die Selbstkatheterisierung als Blasenentleerungsoption wählen.
Auswirkungen auf Ihre Blase
Einfach ausgedrückt: Je höher die Verletzung liegt, desto größer sind die Auswirkungen auf Ihre Blase. Das Ausmaß der Muskelkontrolle und der Sensibilität hängt dabei vom Verletzungsgrad und der individuellen Verfassung ab.
Hohe Verletzung
Eine Verletzung im oberen Bereich der Wirbelsäule kann eine sogenannte Detrusor-Sphincter-Dyssenergie verursachen. Dies bedeutet, dass Blase und Schließmuskel gegeneinander arbeiten (siehe Abbildung des männlichen Harntraktes). Die Blase zieht sich zusammen, aber der Schließmuskel bleibt geschlossen.
Das ist gefährlich, denn wenn sich in der Blase ein hoher Druck aufbaut, wird der Urin zu den Nieren zurückgedrängt, was sie möglicherweise schädigen kann. Es erhöht auch das Risiko einer Infektion und einer Inkontinenz.
Die Standardbehandlung ist in diesem Fall, den Blasendruck mit Medikamenten zu reduzieren und die Blase mithilfe des intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) zu entleeren.
Tiefe Wirbelsäulenverletzung
Wenn Sie eine Verletzung im unteren Wirbelsäulenbereich (Lendenwirbelsäule) haben, verlieren Sie den Muskeltonus in der Blase und im Schließmuskel. Bei einer vollständigen Schädigung kann sich der Blasenmuskel nicht mehr zusammenziehen.
Unvollständige Läsionen sind jedoch am häufigsten. Wenn nur einige Nervenfasern betroffen sind, kann Ihr Harnsystem teilweise funktionieren.
Eine Verletzung in diesem Bereich führt zu Retention oder unvollständiger Entleerung, Infektionen der Harnwege und (Überlauf)Inkontinenz. Die Standardbehandlung ist der ISK.
Um mehr darüber zu erfahren, wie Rückenmarkverletzungen die Blase beeinflussen können, laden Sie sich unsere enCATHopedia Rückenmarkverletzungen und die Blase herunter.