Im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit als Fachverantwortlicher Medizin habe ich oft Kontakt mit Patienten, die mir berichten, dass sie häufig unter Harnwegsinfekten leiden.
Harnwegsinfektionen (HWI) treten auf, wenn sich Bakterien im Urin befinden und diese möglicherweise auch die Schleimhäute oder die Blasenwand angreifen. Urin ist ein guter Nährboden in dem sich eingebrachte Bakterien schnell vermehren. Von einem HWI spricht man, wenn der Urin mehr als 100.000 Bakterien pro Mililiter aufweist, Symptome wie Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen, vermehrte Miktionen oder Fieber auftreten.
Nicht alle Symptome müssen zwangsläufig eine Harnwegsinfektion sein, auch wenn es sich vielleicht so anfühlt. Dennoch, wenn Sie vermuten, dass eine Harnwegsinfektion vorliegen könnte, suchen Sie Ihren behandelnden Arzt auf. Hausmittel oder Eigenbehandlungen helfen meist nur bedingt und bekämpfen die Infektion oft nicht vollständig. Ihr behandelnder Arzt wird Ihnen nach der Urindiagnostik die für Sie passende Therapie verordnen.
Im Folgenden möchte ich Ihnen einige Tipps geben, wie Sie Harnwegsinfekte zukünftig vermeiden können.
Hygiene
Die effektivste Möglichkeit einen HWI zu vermeideb, ist ein Höchstmaß an Hygiene bei der Katheterisierung. Waschen Sie Ihre Hände vor jeder Katheterisierung. Sie können den Genitalbereich einmal täglich mit milder Seife waschen. Laut Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) vom September 2016 ist die Schleimhautdesinfektion und der Einsatz von steriler Flüssigkeit zum intermittierenden Katheterismus empfohlen. Vermeiden Sie es, den Katheter zu berühren. Vor allem der Teil, der in die Hanrröhre eingeführt wird, sollte nicht kontaminiert sein. Einige Katheter haben spezielle Einführhilfen, die dies ermöglichen, wie zum Beispiel LoFric Origo oder LoFric Sense.
Regelmässige und vollständige Blasenentleerung
Häufiges und vollständiges Entleeren der Blase ist eine weitere Möglichkeit um eine HWI zu vermeiden. Zu viel Urin (über 400ml) oder Restharn in der Blase ist eine häufige Ursache für Infektionen. Nehmen Sie sich daher Zeit für die Blasenentleerung. Entfernen Sie den Katheter langsam und Stück für Stück, um eine vollständige Entleerung sicherzustellen.
Es ist wichtig, dass Ihr Katheter die richtige Länge hat. Zu kurze Katheter können Restharn in der Blase zurücklassen und erhöhen somit das Risiko eines Infektes. Fragen Sie daher Ihren Arzt um Rat.
Ihr behandelnder Arzt teilt Ihnen mit, wie häufig Sie am Tag katheterisieren müssen. Als Faustregel gilt, vier- bis fünfmal am Tag in regelmäßigen Intervallen.
Falls Sie mehr als 400 ml Urin katheterisieren, ist dies ein klares Zeichen dafür, dass die Katheterisierungsfrequenz zu niedrig ist. Sie sollten häufiger pro Tag katheterisieren. Medizinische Studien haben gezeigt, dass bei hohen Blasenfüllmengen das Risiko für Harnwegsinfektionen steigt.
Vermeiden Sie Reibung
Unsere Harnröhre und Blase haben eine natürliche Schleimhaut, die Bakterien daran hindert, weiteren Schaden anzurichten. Diese Schleimhaut zu schützen, hilft somit auch das Risiko einer Infektion zu minimieren.
Hydrophile Katheter haben eine Oberfläche, die Wasser an sich bindet. Das macht den Katheter gleitfähig, was die Reibung in der Harnröhre und eine Verletzung der Harnröhrenschleimhaut verhindert. Aber nicht alle hydrophilen Katheter sind gleich. Die Oberflächeneigenschaften sollten während des gesamten Katheterisierungsprozesses erhalten bleiben. Der verwendete Katheter sollte außerdem in Langzeitstudien erprobt sein. Fragen Sie Ihren Arzt nach dem richtigen Produkt.
Haben Sie einen HWI?
Die Symptome können aufgrund Ihrer gesundheitlichen Allgemeinverfassung variieren. Dabei sind folgende Veränderungen/Symptome ein wichtiger Indikator:
- Häufiger Harndrang
- Inkontinenz
- Ein Brennen während des Urinierens
- Blut im Urin
- Trüber, verfärbter oder übel riechender Urin
- Rücken- und/oder Unterleibsschmerzen
- Fieber
- Allgemeines Unwohlsein
Wenn Sie eines dieser Symptome aufweisen, kontaktieren Sie Ihren behandelnden Arzt.
Harnwegsinfektionen können vermieden werden
- Achten Sie besonders auf ein hygienisches Vorgehen bei der Katheterisierung.
- Verwenden Sie einen geeigneten Katheter mit niedrigem Reibwiderstand, Einführhilfe und optimaler Katheterlänge.
- Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig und vollständig.
Eine Harnwegsinfektion kann einfach behandelt werden
Kontaktieren Sie Ihren behandelnden Arzt frühestmöglich und bringen Sie bei Ihrem Besuch in der Praxis oder Klinik eine Urinprobe mit.